
In einer wohlfühlenden Atmosphäre kommt ihr euch heute körperlich näher. Es geht nicht um Sex per se, sondern um angenehme Berührungen am Körper. Die Genitalien werden dabei ausgelassen, denn der Fokus liegt nicht auf der sexuellen Erregung.
Eure Vorbereitung
- Sucht euch einen privaten Raum, in dem ihr euch nackt begegnen könnt. Sorgt für eine wohlfühlende und entspannte Atmosphäre, wie z.B. gedimmtes Licht, keine ablenkenden Geräte, angenehme Raumtemperatur etc.
- Schaut, dass ihr keine offenen To Do’s im Hinterkopf habt, die ihr dringend erledigen müsst.
- Lest euch die Anleitung der Übung zuerst durch, sodass ihr währenddessen ungestört sein könnt. Es gibt kein Richtig oder Falsch, und auch kein Ziel, dass erreicht werden muss.

Wenn sich etwas unangenehm anfühlt, dann dürft ihr das der anderen Person kommunizieren, sodass die Berührungen angepasst werden können. Die Übung darf auch gestoppt werden und zu einem anderen Zeitpunkt ausprobiert werden.
Welche Rolle spielt Entspannung in der Sexualität?
Entspannung ist zentral, wenn es darum geht, sexuelle Lust zu erleben. Sie fördert das Wohlbefinden und erhöht die Empfänglichkeit für Berührungen, wodurch sie den Weg für sexuelle Erregung ebnet. Entspannung ist das genaue Gegenteil von Angst und Leistungsdruck, die die Lust und Erregung hemmen können.

Versucht einmal, eure Faust ganz fest anzuspannen. Was fällt euch auf, wenn ihr eure Knöchel beobachtet?
Wenn Anspannung im Körper zu stark wird, etwa durch Stress, kann dies den Blutfluss hemmen. Die Knöchel werden beispielsweise ganz weiss. Doch dieser Blutfluss ist für die Erregung der Genitalien wichtig. Beim Mann führt eine entspannte Muskulatur zu einer Erektion, während bei der Frau die Klitoris und Vulvalippen anschwellen, was die Sensibilität erhöht.
Entspannung unterstützt uns, sinnliche Berührungen intensiver wahrzunehmen. Sie steigert die sexuelle Lust, ohne dass Druck besteht, bestimmte Ziele oder Erwartungen zu erfüllen. Durch körperliche und geistige Entspannung wird das Wohlbefinden gefördert, was wiederum entscheidend für die Steigerung der sexuellen Lust ist.
Die folgende Übung soll dabei helfen, euch mehr auf den Genuss von Berührungen und die sinnliche Verbindung zu konzentrieren, ohne Leistungsdruck oder ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Sexuelle Erregung soll nicht das Ziel sein, deshalb werden die Genitalien ausgelassen. Der Fokus liegt einzig und allein auf dem Erleben und Geniessen der Berührungen und der Verbindung zueinander. Es geht nicht darum, zu einem Höhepunkt zu kommen oder die Berührungen zu bewerten, sondern einen Moment der Nähe und Entspannung zu erleben.
Übung
Setzt euch oder legt euch nebeneinander nackt auf eine bequeme Unterlage. Beginnt mit ein paar tiefen und langsamen Atemzügen. Ihr könnt euch dabei in die Augen schauen. Versucht den Stress des Alltags loszulassen und gedanklich im Moment präsent zu sein.
Jemand beginnt die andere Person in den kommenden 15 Minuten auf der Körperrückseite zu streicheln. Die Berührungen verfolgen kein konkretes Ziel, sondern dienen dem Genuss und den Körper auf andere Weise kennenzulernen.

Die gebende Person achtet darauf, dass die Berührungen achtsam und für das Gegenüber angenehm sind. Du kannst mit dem Tempo und Druck spielen. Nutze mal die ganze Hand oder nur die Fingerkuppen.
Die empfangende Person darf die Berührungen einfach entgegennehmen und hoffentlich geniessen. Falls sich etwas unangenehm anfühlt, kannst du es deinem Gegenüber sagen.
Nach 15 Minuten wechselt ihr die Rollen und führt die Übung nochmals 15 Minuten durch.
Beendet die Übung, indem ihr euch in den Armen haltet oder die Einstiegsübung mit den tiefen Atemzügen nochmals durchführt. Ihr könnt aber auch einfach den gemeinsamen Moment geniessen.
Nehmt euch noch kurz Zeit, um über eure Erfahrungen zu sprechen:

- Was hat euch in beiden Rollen gefallen?
- Gab es Berührungen, die neu, besonders angenehm und entspannend waren?
Inspiration für den Alltag
Diese Übung kann beliebig oft durchgeführt oder auch auf andere Körperregionen ausgeführt werden. Falls euch die Übung zugesagt hat, könnt ihr sie z.B. auch auf eine Genitalmassage ausweiten. Dies dient jedoch nur als zukünftige Anregung und ist nicht Teil dieses Programms.
Quellen:
– Metz, M. E., & McCarthy, B. W. (2011). Enduring desire: Your guide to lifelong intimacy